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Standort/Geschichte

Lange bevor renommierte Künstler hier im Scheinwerferlicht standen oder der Saal für große Festakte und Messen genutzt wurde stand an diesem Ort eine Halle, in der Obst verkauft wurde.

1928 hatte die Stadt das Gelände erworben, zuvor mit Obstbäumen und Sträuchern bepflanzt und in Privatbesitz. 1935 erbaute sie dort eine Halle, die sie der Obstabsatzgenossenschaft (OAG) als Trägerin des Obstgroßmarktes überschrieb.  Die traditionellen Frühobstmärkte, die einst in der Haupt-, später in der Friedrichsstraße durchgeführt wurden, erhielten so die
Möglichkeit, ob der steigenden Anzahl von Autos in die Halle umzusiedeln. Die Beliebtheit der Märkte schmälerte dies nicht.
1975 zog die OAG ins südliche Industriegebiet, die Stadt Bühl erwarb Halle und Gelände zurück. Sporadisch genutzt für Verkehrserziehung und Fahrradprüfungen von Kindern sowie während des Zwetschgenfestes, verfiel das Gebäude zusehends; auch seine Umgebung verwahrloste und diente allenthalben als Parkplatz. Der Stadtrat beschloss, hier ein Geschäftsviertel anzusiedeln: Die Stadt verkaufte einen Bereich des Geländes an die „Kaufstätte“ (heute befinden sich dort Filialen
der Discounter „Kaufland“ und „Norma“). Die Halle jedoch blieb, auch aufgrund von Bürgerprotesten, zunächst stehen. Erst
1985 sprach sich das kommunale Gremium für den Abriss aus. 1986 traf es die Entscheidung, ein „Bürgerhaus“ zu errichten.

Aus einem Architektur-Wettbewerb ging als Sieger das Büro O. Seebacher und M. Krauth (heute Seebacher-Krauth-Metzinger) hervor, am 4. Juni 1987 erfolgte der Spatenstich durch Oberbürgermeister Ulrich Wendt. Das Ziel seines Büros hatte Architekt Oswald Seebacher wie folgt definiert: 

„Ein Haus zu schaffen, das im äußeren Erscheinungsbild wie in seinem funktionalen Gebrauch Bühl gerecht wird und auch vom Maßstab her sich in das Stadtbild einfügt. Dieses Haus, so wünschen wir es uns als Architekten, soll gefallen, und das auf lange Zeit.“ 

Es entsteht ein dreigestuftes Gebäude mit modernster Technik, Säulenpassage vor der Fassade, pyramidenartigem Dach, lichtdurchflutetem Foyer und einer Kombination aus multifunktionalen Sälen mit mehr als 800 Sitzplätzen (in ihrer Gesamtheit auch für Messen prädestiniert), ergänzt über zahlreiche weitere Räume, die teils für Tagungen und Kongresse („Rechtecksaal“), teils als Garderobe für die Künstler dienen. Der Anbau Richtung Friedrichsstraße ist für die Musikschule vorgesehen. Die Kosten des Gesamtprojekts: 18,5 Millionen Mark. Das Land bezuschusst es mit acht Millionen Mark. Weitere 2,4 Millionen Mark lässt sich die Stadt die Anlage vor dem Bürgerhaus mit dem einladenden Platz Villefranche und dem inzwischen auch für Open-Air-Events genutzten Europaplatz kosten. 

Den Namen des Kulturzentrums darf auf Wunsch des Gemeinderats die Bevölkerung anregen: Aus 100 Vorschlägen wird „Bürgerhaus Neuer Markt“ ausgewählt, nicht zuletzt als Reminiszenz an die einstige Obstgroßmarkthalle und als Fingerzeig auf die Begegnungsstätte, die das Haus für die Bürger darstellen soll. Am 23. Juni 1989 wird das Bürgerhaus feierlich eröffnet und an zwei „Tagen der offenen Tür“ von rund 20.000 Menschen besucht. 

Chefin des Hauses wird Gisela Gaibler, die die Leitung bis 2016 innehat. Ihre Nachfolgerin wird Corinna Doba, die den Staffelstab 2022 an Helen Sand übergeben hat.

Noch mehr erfahren?

Der Journalist und Architekturhistoriker Ulrich Coenen hat einen Aufsatz über die Entstehung und Architektur des Bürgerhauses veröffentlicht.

Das Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl – Ein postmodernes Kulturzentrum. In:  Die Ortenau – Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelbaden 90 (2010), S. 387–398. 
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